Noch in der spaten Zarenzeit entwickelte sich Russland dank des Aufbaus einer modernen Erdolindustrie im Kaukasus zu einem der weltweit fuhrenden Olproduzenten und hat diese Stellung in der Sowjetzeit noch ausgebaut. Die Industrialisierung und der Aufstieg des Landes zur Weltmacht waren wesentlich mit der Fahigkeit des Landes verbunden, sein enormes Ressourcenpotential zu nutzen. Energie und Macht spielen auch heute zusammen. Das Putin-Regime nahrt sich aus den Milliarden-Renditen, die aus dem Verkauf von Ol, Gas und anderen fossilen Energietragern erzielt werden. Dabei verlief die Entwicklung der russischen Energiewirtschaft in den letzten einhundert Jahren parallel zu einer immer engeren energetischen Verflechtung mit der Welt, und insbesondere mit Europa, dem wichtigsten Absatzmarkt fur russische Rohstoffe. Dieses Buch zeigt auf, dass das Denken uber Energie die Dynamik der Ost-West-Beziehungen weit starker beeinflusst hat, als die bisherige Forschung dies vermuten lasst. Es war im Bereich des Handels mit Ol und Gas, wo sogar zur Zeit des Kalten Krieges und uber den Eisernen Vorhang hinweg Zusammenarbeit moglich war. Die Energiegeschichte und die Geschichte des Aussenhandels treten in den gangigen Darstellungen zur russischen Geschichte hochstens als Nebenschauplatze in Erscheinung. Dieses Buch ruckt sie in den Mittelpunkt der Erzahlung. Denn der Umgang Russlands mit seinem Rohstoffreichtum ist zentral, um den Entwicklungsweg des Landes und sein Verhalten in Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen.